Seit mittlerweile drei Monaten hat sich die GRÜNE JUGEND Stade ausführlich mit dem Projekt des geplanten Surfparks beschäftigt. Wir haben uns mit zahlreichen Argumenten und Fakten auseinandergesetzt. Ich freue mich, dass wir nach dieser intensiven Abwägung und Begutachtung von Pro sowie Contra Argumenten und dem lesen mehrerer Stellungnahmen (u. A. von Umweltverbänden und den Stadtjugendringen) zu einem Ergebnis gekommen sind, welches wir im Folgenden präsentieren möchten.
(Tim Evers, Vorsitzender)
In Dollern bei Stade ist der Bau eines Surfparks geplant. Hierzu bezieht die GRÜNE JUGEND Stade als Organisation, die sich nicht nur für die Jugend, sondern auch für Umweltbewusstsein und Klimaschutz einsetzt, Stellung.
Einerseits stellt der geplante Surfpark eine Bereicherung in der Freizeitgestaltung für viele, vor allem auch für junge Menschen, dar. Durch das breite Spektrum an Angeboten – neben dem Surfen soll es z. B. die Möglichkeit zum Beach-Volleyball-Spielen oder zum Entspannen sowie gastronomische Versorgung geben – bietet er viele neue Möglichkeiten. Dies betonen ebenfalls die Jugendringe im Landkreis Stade.
Auch scheinen die Initiatoren bemüht zu sein, den Surfpark möglichst nachhaltig zu gestalten. So sollen Teile des Strombedarfs durch eigene Photovoltaikanlagen gedeckt werden. Auch ein großer Teil des benötigten Wassers soll durch Regenwasserrückhaltetechnologien bereitgestellt werden.
Jedoch muss eine Sache festgehalten werden. Wir leben in einer Zeit, in der die Energie begrenzt ist. Wir müssen stets den Nutzen einer neuen energieaufwendigen Einrichtung rechtfertigen. Daher müssen wir uns auch fragen, ob die bereits dargestellte Bereicherung, die der Surfpark bieten soll, in einem geeigneten Verhältnis zum Energieaufwand steht. Denn auch trotz Nachhaltigkeitskonzept ist dieser enorm.
Des Weiteren entsteht durch die Anreise ein erhöhtes Verkehrsaufkommen, welches zusätzliche Emissionen darstellt. Zwar ist vom Stader Bahnhof ein Shuttlebus geplant, doch würde die Anreise von Menschen aus dem Landkreis Stade gerade aufgrund der Lage des Surfparks vornehmlich mit dem Auto stattfinden.
Ein weiteres zentrales Problem ist die Flächenversiegelung. Es wird argumentiert, dass die Fläche bereits als Industriegebiet vorgesehen war. Sie war ursprünglich für ein mögliches BMW-Werk ausgeschrieben. Nach der Entscheidung BWMs gegen den Standort Stade war jedoch nicht von einer anderen gewerblichen Nutzung auszugehen. Der Surfpark stellt also nicht das „kleinere Übel“ im Gegensatz zu anderen industriellen Nutzungen dar, sondern ist eine zusätzliche Verschlechterung beispielsweise in Bezug auf das Abfließen von Niederschlägen.
Des Weiteren ist grundsätzlich in Frage zu stellen, ob es sich bei dem ausgewählten Ort um den am besten geeigneten Standort handelt. Insbesondere die Stellungnahme des BUND lässt dies in Frage stellen.
Ferner muss sich gefragt werden, wie attraktiv die Nutzung des Surfparks wäre. Mitnichten stellt dieser für leidenschaftliche Surfer einen Ersatz für den Urlaub an den Küsten Frankreichs oder Spaniens dar. Und auch soziale Aspekte dürfen hierbei nicht vernachlässigt werden. In vergleichbaren Anlagen liegt der Stundenpreis bei rund 60 Euro. Hierdurch würde nicht nur die Attraktivität der Nutzung enorm sinken, sondern ein Projekt geschaffen, das nicht für alle Menschen überhaupt finanzierbar wäre. Und gerade auch für junge Menschen wie Schüler:innen sind die Preise zu hoch, als dass das Projekt eine ernsthafte Bereicherung in der Freizeitgestaltung darstellen würde. Im Gegensatz: Ein Großteil der Bevölkerung würde durch dieses Projekt ausgeschlossen. Folglich müssten bei einer Realisierung des Projektes auf jeden Fall entsprechende Angebote für junge und sozial schwächere Menschen geschaffen werden.
Sollte das Projekt scheitern, weil keine Nachfrage – auch aufgrund der Preise, aber auch z. B. durch eine zu lange Anfahrt aus anderen Regionen Deutschlands – besteht, wirft dies mehrere Probleme auf, die auch die Allgemeinheit betreffen. Zum einen könnte es zu einer „Rettung“ aus öffentlichen Mitteln kommen, wie es schon beim Projekt des „Snow Domes“ in Bispingen der Fall war. Zum anderen stünde bei einem endgültigem Scheitern dann womöglich inmitten von Ackern eine sechs Hektar große, versiegelte Fläche. Dies wäre keineswegs zu rechtfertigen.
Wir sind der Meinung, dass es für die Jugend andere Projekte gibt, die nicht nur deutlich klimafreundlicher sind, sondern zudem auch noch mehr Menschen unabhängig von ihren finanziellen Mitteln ansprechen. Beispielsweise sollten die Planungen des Projekts „Ankerplatz“ als moderner Treffpunkt für junge Menschen in Stade weiter vorangetrieben werden.
Wir zweifeln ernsthaft an der ausreichenden Nutzung des Surfparks. Vor dem Hintergrund der Klimakrise ist solch ein Projekt, das nur einen kleinen Teil der Menschen anspricht, in einem System mit endlichen Ressourcen nicht zu rechtfertigen. Nutzen bzw. Bereicherung und negative Umwelteinflüsse durch Energieaufwand, Wasserverbrauch und Flächenversiegelung stehen in keinem Verhältnis. Ein solches Projekt ist nicht nur in der Gegenwart verzichtbar, es gefährdet vielmehr auch die Zukunft zahlreicher junger Menschen – unsere Zukunft!
Daher unterstützt die GRÜNE JUGEND Stade das Projekt „Surfgarten“ nicht.