Mit großer Verwunderung haben wir den Zeitungsartikel im Tageblatt zu unserer gestrigen Kundgebung gegen die AfD in Hedendorf gelesen und sehen uns dazu genötigt, unsere eigene Sicht der Dinge darzustellen und den Artikel und Kommentar von Herrn Karsten Wisser richtigzustellen.
Zunächst müssen wir uns an dieser Stelle selbst loben, denn zu unserer Kundgebung kamen insgesamt 15 Jugendliche, was uns sehr freut. Oftmals standen wir nur mit 4 oder 5 jungen Menschen in Hedendorf, was Herr Wisser auch weiß, schließlich haben wir ihn schon des Öfteren vor dem „Landhotel“ getroffen. Darum können wir auch nicht verstehen, warum Herr Wisser unsere Kundgebung in fast abfälliger Weise als „nicht besonders machtvoll“ bezeichnet. Wir sind einfach nur froh, dass sich heutzutage überhaupt noch 15 engagierte Jugendliche zusammenfinden, die nicht tatenlos dabei zusehen wollen, wie die AfD das politische Klima vergiftet bzw. die überhaupt politisch aktiv werden wollen. Ständig wird von der „Politikverdrossenheit“ der Jugend gesprochen und sich darüber echauffiert, dass unsere Generation keine Werte mehr vertrete. Doch genau das haben wir gestern getan, trotz des schlechten Wetters, trotz schlecher Anbindung mit öffentlichen Verkehrsmitteln und trotz Schul- und Arbeitsstress hat sich diese Gruppe junger Leute nicht davon abhalten lassen, an einer politischen Kundgebung teilzunehmen und für ihre Überzeugungen einzustehen – und wird dafür von der Presse mit einer derart hämischen Formulierung abgespeist.
Im Übrigen ist es uns schleierhaft, wieso Herr Wisser in einer äußerst unpassenden Art des „Sensationsjournalismus“ fast enttäuscht davon schreibt, dass es „keine Randale „gegeben habe. Wir protestieren nun schon seit über 1,5 Jahren gegen AfD-Veranstaltungen im Kreis Stade und es ist immer friedlich geblieben. Natürlich, schließlich sind wir die demokratischen Jugendorganisationen zweier demokratischer Parteien. Selbstverständlich bleiben wir friedlich. Wenn wir hätten randalieren wollen, würden wir unseren Protest wohl kaum bei der Stadt und Polizei anmelden, und hätte irgendjemand Randale erwartet, wäre die Polizei wohl kaum mit lediglich 2 Beamten vor Ort gewesen. All das könnte man wissen, wenn man uns zuhören würde, sich mit unseren ausführlichen Stellungnahmen gegen die AfD befassen würde oder uns vielleicht sogar mal bei unseren Protesten unterstützen würde. Immer wieder fahren wir durch den Landkreis, um gegen AfD-Veranstaltungen zu protestieren, schreiben Flugblätter gegen AfD-Positionen und melden Kundgebungen bei den Behörden an. Alles ehrenamtlich.
Genau deshalb brauchen wir mit Sicherheit auch keine Lehrstunde in Sachen Versammlungsfreiheit, schließlich sind wir nach 1,5 Jahren des Protests selbst gut erfahren genug, bestens informiert und ohnehin alle überzeugte Demokraten. So, wie sich die AfD versammeln darf, dürfen eben auch wir uns versammeln und unsere Meinung kundtun. Dabei sollte auch erwähnt werden, dass Teile unserer Gruppe bereits wegen konstruktiven und kritischen Kommentaren auf der mittlerweile durch diverse skandalöse Vorkommnisse (Holocaust-Relativierung, extrem rechte Propaganda) aufgefallenen Facebook-Seite der Kreis-AfD gesperrt worden sind. Es ist bezeichnend, dass selbst diese letzte Maßnahme, unseren kritischen Blick auf die sogenannte Alternative zu werfen – ein Protest vor dem Versammlungsort – in diesem Maße diskreditiert wird.
Außerdem kann keinesfalls die Rede davon sein, dass wir der AfD ihren „Versammlungsort wegdemonstrieren“ wollten, wie Herr Wisser schreibt. Wir haben lediglich den Wirt darauf aufmerksam gemacht, welche Thesen die AfD vertritt und dass diese dem Ruf des Gasthauses schaden könnten. Es kommt schließlich nicht von ungefähr, dass immer mehr Gasthäuser der AfD die Ausrichtung von Veranstaltungen verwehren. Dies zeigt der Fall des Gastwirtes Robert Seir aus Hollern-Twielenfleth. Unsere Demonstration vor Ort richtete sich nicht gegen das Gasthaus selbst, sondern vielmehr gegen die AfD und das Thema der Veranstaltung selbst.
Abschließend müssen wir vor allem eines deutlich sagen: Nichts, absolut gar nichts verbindet uns mit der AfD. Wenn Herr Wisser von „Gemeinsamkeiten“ bei Themen wie Waffenexporten und Bundeswehr-Einsätzen schreibt, wird völlig außer Acht gelassen, wie wir im Gegensatz zu der AfD zu unseren politischen Forderungen gelangen. Selbstverständlich wollen wir deutsche Rüstungsexporte reduzieren und sehen Bundeswehreinsätze kritisch, doch wenn dann ein AfD-Anhänger fordert, man müsse nun den „gemeinsamen Feind“ zusammen bekämpfen, geht das völlig an unserer Zielsetzung vorbei. Wir möchten nicht Teil einer solchen heraufbeschworenen „Volksfront“ sein. Die Politik der AfD richtet sich gegen Geflüchtete, gegen sexuelle Minderheiten, gegen die Gleichstellung von Frauen, gegen die EU. Das sind die Feindbilder, welche die AfD hegt. Wir dagegen wollen ein gemeinsames solidarisches Miteinander, in dem Platz für alle Lebensentwürfe ist. Die angeblichen „Gemeinsamkeiten“ scheinen nur vordergründig, uns und die AfD trennen Welten. Und genau darum werden wir weiter gegen diese Partei protestieren, egal was man über uns denkt oder in der Lokalzeitung schreibt. Wir laden alle demokratisch-gesinnten friedlichen Menschen dazu ein, sich beim nächsten Mal selbst ein Bild von unseren Kundgebungen zu machen und gemeinsam mit uns gegen die AfD und ihre Ansichten zu protestieren.