Die A20 soll als Ostesee- und Küstenautobahn eine Ost-West-Verbindung zwischen Niedersachen und Schleswig-Holstein darstellen und dabei unter der Elbe hindurch führen. Damit soll auch der Verkehr umgelenkt werden, der sonst durch Hamburg führen würde. Am Autobahnkreuz A20/A26 Kehdingen soll die Küstenautobahn nach Westen weitergeführt werden, und gleichzeitig durch die A26 eine Anbindung an Hamburg bieten.
Eine bessere Anbindung klingt erstmal gut, doch das Vorhaben hat viele große Probleme, auf die viele Proteste und Klagen aufmerksam machen wollen. Am 22. und 23. April zum Beispiel gab es zahlreiche Aktionen in vielen Regionen gegen die A20, an denen wir auch teilgenommen haben (Siehe Bilder weiter unten).
Zuallererst gibt es eine große Fehlannahme bei diesem Projekt, welche auf die Wirtschaftlichkeit der Autobahnen pocht, nämlich, dass neue Autobahnen die Wirtschaft ankurbeln. Der Gedanke ist zwar nahe liegend: Mehr Straßen = einfachere und schnellere Logistik = gut für die Wirtschaft, aber so einfach ist dies nicht, wie beispielsweise der VCÖ (Verkehrsclub Österreich) deutlich macht. Laut dieses Vereins wäre der Ausbau des Schienennetzes viel sinnvoller und dieses ist in Deutschland sehr vernachlässigt worden in den letzten Jahren.
Nach dem Thema Wirtschaftlichkeit kommen nun die Kosten ins Spiel, denn diese weichen stark von dem ursprünglichen Plan ab. Im Bundesverkehrswegeplan 2030 wurden die Kosten laut BUND stark unterschätzt und es wurde mit veralteten Zahlen gerechnet. Demnach sind nicht nur die ursprünglichen Kosten von 3,7 auf 4,1 Milliarden gestiegen, stattdessen haben sie sich mehr als verdoppelt, und würden nun bei etwa 6-7 Milliarden liegen. Teile der Kosten entstehen dadurch, dass für die Bauabschnitte, die durch Moore führen, das Fundament etwa 20 Meter Moor mit Sand aufgeschüttet werden muss, da die Autobahn sonst in wenigen Jahren einsacken würde.
Nicht nur steigen die Kosten immer weiter, der Nutzen ist ebenfalls zu bezweifeln, denn es wird lediglich eine Auslastung von 19.000 Fahrzeugen pro Tag prognostiziert. Damit dieses Bauprojekt sich aber rentiert, müssten es 40.000 Fahrzeuge pro Tag sein, also mehr als doppelt so viele, wie aktuell erwartet wird.
Wenn man sich die Verkehrsprognosen mit und ohne Autobahnen ansieht, dann wird auch deutlich, dass der Verkehr in der Gemeinde Drochtersen durch die A20 und A26 am Kehdinger Kreuz ansteigen würde. Besonders die K27 ist betroffen, da sie am Kehdinger Kreuz angebunden ist. Dort wird der Verkehr voraussichtlich von 3.600 Fahrzeugen pro Tag auf 10.700 Fahrzeuge ansteigen, das ist etwa eine Verdreifachung des Verkehrs. Weiter entfernt an der K12 soll sich der Verkehr sogar von 1.200 Fahrzeugen pro Tag auf 7.900 Fahrzeuge erhöhen, was einer Versechsfachung des Verkehrs entspricht. Somit würden die Anwohner an diesen Straßen sehr lautem Verkehrslärm und vielen Emissionen ausgesetzt sein. Des Weiteren könnten die Grundstückswerte der Anwohner stark sinken.
Ein anderer, auch sehr problematischerer Punkt, sind die Klimaschäden. Deutschland hat 2015 das Pariser Klimaabkommen unterzeichnet, und wir werden diese selbst gesetzten Ziele nicht einhalten können mit unserer derzeitigen Politik.
Das Bauprojekt würde 19.000 Hektar Land verbrauchen, das ist eine Fläche ähnlich so groß wie Potsdam oder Wolfsburg. Von dieser enormen Fläche sind 80% Marschland und Moor. Dabei sind gerade die Moore einer unserer größten Verbündeten bei dem Ziel, CO2 dauerhaft im Boden zu binden. Moore bedecken etwa drei Prozent der globalen Landfläche, aber diese drei Prozent speichern ein Drittel des CO2s weltweit, doppelt so viel wie alle Wälder der Erde zusammen. Diese Flächen zu zerstören ist daher eine große Klimasünde.
Es sollen zwar Ausgleichsflächen errichtet werden, doch Moore und die gefährdete Elbmarsch sind sehr spezielle und sensible Flächen, die nicht so einfach zu ersetzen sind.
Der sogenannte induzierte Verkehr, der durch den Bau der Autobahnen dazu kommt, würde zudem 90.000 Tonnen CO2 pro Jahr mehr verursachen. Diese Emissionssteigerung passt nicht zu dem Pariser Klimaschutzabkommen.
Nun zur Elbquerung selbst. Die Elbe nördlich Hamburgs per Autobahn überqueren zu können klingt erstmal nach einer großartigen Sache, ist allerdings überflüssig.
Im Antrag der Grünen Landesdeligiertenkonferenz Celle zur FRS-Reederei (die Elbfähre) steht zum Elbtunnel, dass laut Projektplaner der Bau des Elbtunnels optimistisch gesehen 15 bis 20 Jahre dauern wird, und dass bei den Kosten mit 3,4 Milliarden Euro zu rechnen ist.
Also lange Bauzeit, hohe Kosten und es ist nicht klar, wie sehr die jahrelange Baustelle die Elbregion verändern, das Ökosystem gefährden und die Wasserqualität verschlechtern wird.
Dabei gibt es eine Alternative, die dem Elbtunnel in ziemlich allen Bereichen voraus ist, nämlich die oben bereits genannte Elbfähre.
Die Kosten der Modernisierung betragen nur 150-160 Millionen und der Prozess würde nur wenige Jahre dauern, etwa 1 Jahr Bauzeit benötigt eine Fähre und die neuen Doppelanleger bräuchten etwa 2 Jahre. Die größeren und elektrischen Fähren sollen dann komplett emissionsfrei die Elbe überqueren.
Gleichzeitig steigt die Kapazität um bis zu 600% und die Überfahrtzeit sinkt von 30 auf 14 Minuten. Pro Tag könnten somit 30.000 Fahrzeuge die Elbe überqueren, was mehr als ausreichend wäre bei der erwarteten Menge von 19.000 Fahrzeugen pro Tag.
Ein letzter, sehr wichtiger Vorteil ist, dass die Elbfähre im Gegensatz zum Elbtunnel ebenfalls Fußgängern, Radfahrern, Gefahrguttransporten und landwirtschaftlichen Fahrzeugen das Überqueren der Elbe ermöglicht und dabei noch weitaus nützlicher ist. Der Tourismusstandort Krautsand bei Drochtersen und der Elbradweg Nord profitieren zudem ebenfalls von der Elbfähre.
Um das Ganze zusammenzufassen:
Diese Autobahn ist ein Projekt, das die Klimaziele und damit das Allgemeinwohl gefährdet und das ohne deutliche Vorteile zu bieten. Es ist unverantwortlich und eine Verschwendung von mehreren Milliarden Euro. Wir müssen diese Autobahnen stoppen, die Milliarden klimafreundlich priorisieren und in die Erneuerung bestehender Straßen oder dem Ausbau des Schienennetzes bei weitem besser investiert wären.
Was die Elbfähre betrifft, zitieren wir die Zusammenfassung des Antrags der Grünen LDK Celle zur FRS-Reederei:
„Zusammenfassend kann gesagt werden, dass die Umstellung des Fährverkehrs der FRS-Elbfähre auf Elektrofähren in Bezug auf Umwelt, Klima und Kosten eine bessere Alternative zum geplanten Elbtunnel der A20 darstellt. Durch den Einsatz von Elektrofähren kann der Fährverkehr nachhaltiger und kosteneffizienter gestaltet werden, während der Bau des Elbtunnels mit erheblichen Umweltbelastungen und hohen Kosten verbunden wäre.
Der geplante Bau des Elbtunnels der A20 würde praktisch das Aus des Fährverkehrs bedeuten, weshalb hier die Planungssicherheit elementar wichtig ist!“
Um rechtlich gegen die A20 vorzugehen braucht die Initiative „A-20-Nie“ Unterstützung. Wer diese unterstützen möchte, kann dies hier tun: https://whydonate.com/de/fundraising/a20-nie