Mit dem mutigen und rebellischen Geist der Vielen das Spektakel der Mächtigen blockieren.

Wir werden da sein. Dort, wo die Rote Zone ist. Wo wir nicht sein dürfen. Wo die Mächtigen sind. Der G20-Gipfel in Hamburg wird Geschichte schreiben. Es wird unsere Zeit sein. Wird es auch Deine werden?

Der G20 ist ein Gipfel der Despoten, der Herrschenden und ihrer Buchhalter. Sie haben den Ausnahmezustand über uns längst beschlossen. Wir beschließen die Aufhebung ihrer Ordnung. Das G20-Treffen besetzt die Stadt. Mitten in Hamburg kommen am 7. und 8. Juli 2017 die Oberhäupter der 19 reichsten und mächtigsten Staaten der Welt zusammen. Die EU ist auch dabei. Sie wollen ihre Krisen beratschlagen: die Zukunft des globalen Kapitalismus. Trump gegen Merkel? Daneben Erdogan, Xi Jinping, Modi, Temer, natürlich Putin und all die anderen – es geht um einen neuen Deal. Wer kriegt was, wie können sie profitieren und vor allem: Wie können die Verlierer, die anderswo für diese monströse Ungleichheit bezahlen, daran gehindert werden, an unsere Türen zu klopfen?

Das sind nicht unsere Sorgen, das ist nicht unser Big Deal. Die globale Ungerechtigkeit ist die Wurzel allen Übels in dieser Welt. Der Hunger, die Armut, die Klimakatastrophe, die zerstörte Umwelt, die Kriege, die Flucht. Es ist ihr Chaos und das wollen sie in Hamburg verhandeln. Uns wird gesagt, dass der freie Westen gegen den Terror des islamistischen Kalifats zusammenstehen muss. Aber wir lassen uns nicht weiter belügen. Wir sind als freie und gleiche Menschen die unversöhnlichen Feinde aller Fundamentalismen. Mit uns und in unserem Namen ist kein Terror zu legitimieren. Wenn wir den Terror fundamentalistischer Gotteskrieger zurückweisen, so stellen wir auch den kapitalistischen Marktfundamentalismus in Frage.

Der G20 nimmt eine Stadt in Geiselhaft. Die Menschen in Hamburg reden nur noch darüber, dass sich ihre Stadtviertel in eine Hochsicherheitszone verwandeln. Kaum einer kann dann noch nach Hause, der Weg zum Bäcker wird von Scharfschützen begleitet. Die Gipfel-Teilnehmer*innen schließen sich ein, denn sie trauen ihrem Wahlvolk schon lange nicht mehr. Mit NATO- Stacheldraht, mit Betonklötzen und einer Armada von Polizei-, Militär- und anderen sogenannten Sicherheitskräften trifft sich die »freie Welt«. Na danke! Allein deshalb ist für uns und viele andere jetzt schon klar: G20 – not welcome!

Was wir tun ist gerechtfertigt!

Manche von uns handeln aus Notwehr, um unsere Welt zu retten, andere aus dem Geist großer Freiheit, wieder andere aus der Lust an Rebellion. Da soll uns keiner mit der Straßenverkehrsordnung kommen. Wer Mauern bauen will, wer ein halbes Land ins Gefängnis wirft, wer Städte in Schutt und Asche legt, wer Tausende im Mittelmeer ertrinken lässt, soll uns nichts von Vernunft, Ordnung und Recht erzählen. Alles Gerede. Alles Fake-News. Diese G20 repräsentieren uns nicht! Sie haben keine Lösungen für die realen Probleme unserer Welt. Ihr Wirtschaftssystem ist ein einziger Wahnsinn: ohne Respekt vor der Zukunft, der Natur und dem Recht aller Menschen auf ein gutes Leben in Würde und Freiheit. Sollen wir zuschauen, wie sie unsere Welt zugrunde richten?

Sie sagen uns: »Die G20 repräsentieren zwei Drittel der Weltbevölkerung«. Damit seien sie legitimiert. Nein, sie stehen für 80 Prozent der globalen CO2-Emissionen. Für die Kriege, für die großen Fluchten, für die Ungerechtigkeit, die so viele Menschen verzweifeln lässt. Sie verhandeln allein, welches Szenario des Irrwitzes sich durchsetzt: Eisenharter neoliberaler Freihandel oder autoritärer Oligarchen-Kapitalismus, beides zusammen oder doch gleich die offene Diktatur? Nicht in unserem Namen: Wir wählen das einzig Verlässliche in dieser Zeit der großen Unruhe: globale Freundschaften ohne Grenzen, eine Rebellion der Gleichen!

Wir setzen auf den rebellischen Verstand und die Vernunft des Herzens. Wir kündigen an: Wir werden die Regeln überschreiten und die Rote Zone dicht machen. Nicht alles, was wir tun ist rechtskonform, aber alles ist offen und sichtbar für alle, die mitmachen werden. Natürlich gibt es ein Risiko. Widerständiger Ungehorsam ist kein Deckchensticken. Wenn die Polizei unkalkulierbar und gewalttätig handeln sollte, schreckt uns das nicht und muss niemanden verschrecken, denn wir sind Abertausende und halten zusammen. Wir handeln in der Tradition von Block G8 aus Heiligendamm, Dresden Nazifrei, Castor schottern, Ende Gelände oder Blockupy. Ereignisse, in denen immer auch die Zuversicht, Kraft und Hoffnung der vielen spürbar wurde. Wir gehen Vereinbarungen ein, was wir zusammen an den verschiedenen Orten machen, damit alle mitmachen können. Das ist unsere Politik der Freundschaft in den Tagen der großen Zusammenkunft.

Ganz Hamburg wird ein Fest der Hoffnung

Wir werden mit Zehntausenden in den Straßen im Herzen Hamburgs stehen, laufen, tanzen, sitzen, uns bewegen. Wir werden uns in mehreren Gruppen wie Finger durch die Straßen bewegen, überraschend, kühn und solidarisch. Wir werden aus allen Richtungen auf die Orte des Gipfeltreffens zuströmen, auf die Messehallen, auf das Rathaus und die Elbphilharmonie, kurz: auf die sogenannte Rote Zone der Mächtigen. Wenn die Polizei uns aufhalten will, finden wir andere Wege zu unserem Ziel. Wo es nötig wird, werden wir Barrieren überwinden und Polizeiketten durchfließen. Wir werden uns schützen, damit wir nicht geschlagen werden, damit das Reizgas uns nicht die Augen verätzt und das Atmen verunmöglicht. Wir suchen die politische Auseinandersetzung, aber nicht den körperlichen Angriff. Wir werden viele sein. Darin besteht unser Schutz. Wir gehen so weit, wie unser Mut uns trägt. Wir bleiben auch über Nacht. Und wir werden laut sein. Mit allen, die da sind und für alle, die nicht da sein können.

Wir werden mit unserer Aktion der großen Masse nicht allein auf den Straßen sein. Wir freuen uns und sind solidarisch mit allen, die unsere Kritik an den G20 teilen und den Tag mitgestalten werden: Straßenpartys, Versammlungen, Clubnächte, verstopfte Straßen, Blockaden, Aktionen überall und Bewegung von hier nach da. Wir reden miteinander und sind immer ansprechbar und sprechen andere an. Wir laden alle ein, mit uns in Kontakt zu treten und sich an diesem Ereignis zu beteiligen.

Voneinander lernen und vielfältig handeln!

Unsere Lebensweisen, unsere Leidenschaften und unsere Hoffnungen mögen verschieden sein. Aber wir alle verachten die Bindungen an Blut, Geschlecht und Rasse, an die Nation und das heilige Geld. Wir sind Gewerkschaftler*innen, Auszubildende, Rentner*innen, Studierende, mit Arbeit oder ohne, mit guten Beschäftigungen oder beschissenen Tagelöhnerjobs. Wir sind jung und alt, wir sind irgendwie dazwischen. Wir haben Kinder oder keine. Wir lieben die Freiheit bedingungslos und das Recht zu lieben, wen wir wollen. Wir sind in Bewegungen und mitunter auch in Parteien, wir sind Klimahippies und leidenschaftliche Anhänger*innen des Weltfriedens, wir sind Hausbesetzer*innen und politische Müßiggänger, wir achten alle Götter und zugleich keine, wir kommen von woanders oder waren schon immer hier. Wir helfen Geflüchteten. Wir stehen ein für eine Freundschaft unter Gleichen in aller unserer Vielfalt, wir streiten für eine Solidarität der Freien in einer kommenden wirklichen Demokratie. Wir sagen: Den G20-Gipfel blockieren und die Rote Zone bunt gestalten!

Aktion »Block G20 – colour the red zone!«

 

Quelle: www.blockg20.org/aufruf/